“Wenn schon, dann mit wehenden Fahnen untergehen” hieß das Motto von Marc Weigel gestern im Stadtrat. Der erfolgreiche Kulturdezernent, der sein Amt mit großem Zuspruch seit 2009 ausgeübt hatte, wurde gestern von der neuen Ratsmehrheit abserviert und unterlag erwartungsgemäß mit 24:19 Stimmen der Grünen Waltraud Blarr, die künftig für Umwelt und Schulen zuständig sein wird. Unterstützung hatte Weigel noch von der SPD-Fraktion erhalten, wofür er sich anschließend bedankte.
Die Verantwortung für den Kulturbereich geht ins Dezernat von Bürgermeister Röthlingshöfer über, der bislang eher als Kritiker der Kulturförderung bekannt war. Weigel hielt ihm im Stadtrat denn auch eine Stellungnahme aus 2012 vor, in der Röthlingshöfer Ausgaben für Kulturangebote in Frage stellte, die “konsumtiver Art” seien und nur einem “spezifischen Geschmack” und für ein “geringer werdendes Pubilkum” gedacht seien. Weigel warnte vor einer Rückentwicklung in der Kulturpolitik und verwies darauf, dass ein vielfältiges kulturelles Angebot als “Nahrung für den Geist” zur Daseinsvorsorge der Kommunen gehöre. Die Kultur habe sich in Neustadt zu einem “harten Standortfaktor entwickelt” und die erfolgreiche Bilanz seiner Amtszeit gibt Weigel da auch Recht. Immerhin gab es in Neustadt noch nie so viele Kulturveranstaltungen, auch für junge Menschen, wie in seiner Amtszeit. Auch die Besucherzahlen kletterten Jahr für Jahr auf Rekordniveau. Wir wissen, dass viele Bürger bedauern, dass Marc Weigel sein Amt abgeben muss und im Rat hier letztlich nur Parteiinteressen und Postengeschacher dominiert haben. Dass ihn der Oberbürgermeister bei seiner Verabschiedung lobte und betonte, Weigel habe “bravourös” gearbeitet, wollte da keinen so recht trösten. Der Ex-Beigeordnete selbst sieht die Sache gelassener und erklärte schon vorab, der Wechsel sei legitim und als demokratischer Vorgang zu akzeptieren, auch wenn er mit Wehmut aus dem Amt scheide. Weigel ist als Fraktionsvorsitzender nun einer der Garanten einer konstruktiven aber auch kritischen Oppositionsarbeit im Neustadter Stadtrat.