Bericht aus der RHEINPFALZ zur Initiative der FWG für eine IGS am Standort Böbig

“Eine IGS unter einem Dach“
Die Freien Wähler haben gestern im Stadtrat eine Integrierte Gesamtschule (IGS) gefordert. Die SPD schließt sich dem Wunsch an. Schuldezernentin Waltraud Blarr will Gespräche führen. Die Regierungsfraktionen von CDU, Grünen und FDP äußerten sich zu dem Thema nicht.

Frühestens im Februar 2016 kann Neustadt einen neuen Schulentwicklungsplan angehen, weil zuvor die Bauverwaltung einen Bericht über die Gebäudesituation vorlegen soll. Und am 8. Mai kommt es zu einem Treffen mit den Verantwortlichen der Trierer Transferagentur Kommunales Bildungsmanagement, die Neustadt künftig bei Schulfragen beraten soll. Das sagte gestern im Stadtrat Schuldezernentin Waltraud Blarr (Grüne). Sie antwortete auf einen Antrag der Freien Wähler, die einen IGS-Antrag für die Realschule plus im Böbig fordern und nach den Kooperationsgesprächen mit dem Landkreis Bad Dürkheim wegen der Realschule plus in Lambrecht fragten.

Marc Weigel, Fraktionsvorsitzender der FWG, „vermisst den politischen Handlungswillen bei dem Thema Schule“. Er habe Verständnis, dass die Schulabteilung mit 4,5 Stellen durch Schulbuchausleihe und Schülerbeförderung stark belastet sei. Deshalb sei die Vergabe eines Schulentwicklungsplans an einen externen Gutachter dringend erforderlich. „Den bekommen Sie auch nicht vor der Transferagentur“, sagte Weigel und verwies darauf, dass ein solches Gutachten Voraussetzung dafür sei, dass ein IGS-Antrag beim Land akzeptiert werde: „Da muss ein Maßnahmenkatalog vorgelegt werden mit Planzahlen über sechs Jahren bei den Grundschulen und zehn Jahren bei den weiterführenden Schulen.“

Weigel betonte, dass nach dem Kollegium auch der Elternbeirat der Realschule plus sich nun für eine IGS ausgesprochen habe. Ein Beschluss der Gesamtkonferenz der Schule stehe unmittelbar bevor. Der Stadtrat müsse sich mit diesem Wunsch befassen. Im Böbig gebe es für eine IGS hervorragende Voraussetzungen, weil die Schule bereits Erfahrung habe mit integrativen Konzepten und auch die erforderlichen baulichen Voraussetzungen erfüllen könne.

Die von Blarr angekündigten Gespräche mit dem Landkreis Bad Dürkheim über eine Kooperation der Realschulen Neustadt und Lambrecht sieht Weigel, von Beruf Lehrer am Leibniz-Gymnasium, kritisch: „Wem soll das etwas bringen? Wir brauchen eine IGS unter einem Dach. Und wir müssen schnell handeln.“ Wenn sich Lambrecht auf den Weg zu einer IGS mache, sei die Neustadter Realschule in ihrem Bestand ernsthaft gefährdet. Eine IGS sei dagegen die ideale Aufwertung des Schulstandortes Neustadt, weil sie auch Schüler aus dem Tal und Haßloch anlocken könne. „Es gibt viele Eltern, die eine Alternative zum G8-Gymnasium in Haßloch suchen“, so Weigel.

Die SPD-Fraktionsvorsitzende Gisela Brantl erinnerte daran, dass ihre Partei seit 2008 Jahr für Jahr einen IGS-Antrag gestellt habe. Man werde deshalb den Wunsch der Schule unterstützen und habe sich zuletzt nur deshalb zurückgehalten, weil die Kooperation mit der Berufsschule eine neue Perspektive eröffnet habe.

Blarr hatte zuvor einen Bericht vorgelegt. Darin zählt sie die Beschlusslage der laufenden Legislaturperiode auf und nennt anschließend die Problembereiche: die Prognose der künftigen Schülerzahlen und die Überprüfung des baulichen Zustandes des Realschulgebäudes. Nach der laufenden Brandschutzsanierung liege bis Herbst 2015 ein Gutachten über Möglichkeiten einer energetischen Sanierung vor. Dieses soll als Grundlage für eine Entscheidung, Neubau oder Sanierung, dienen. Außerdem will Blarr mit den beiden Nachbarkreisen Gespräche über die weitere Schulentwicklung führen. (wkr)

Kommentar
Bildung ohne großen Stellenwert

von Wolfgang Kreilinger

Neustadt hat kein Konzept für die Schulentwicklung.

Eine Handschrift der neuen Dezernentin Waltraud Blarr ist nicht zu erkennen.

Seit Wochen ist der Wunsch des Kollegiums der Realschule plus, sich in eine Gesamtschule umzuwandeln, bekannt. Und was sagt die Schuldezernentin Waltraud Blarr dazu? Sie kündigt Gespräche an und will eine Beratungsgesellschaft einschalten. Und sie legt ein Papier vor, dass keinerlei neue Erkenntnisse enthält und noch von ihrem Vorgänger Ingo Röthlingshöfer stammen könnte.

Ein schwacher Auftritt der grünen Schuldezernentin war das gestern. Dass sie dafür noch von ihrem Parteifreund Kurt Werner gelobt wurde, war dann nur noch Realsatire. Seit sieben Monaten ist Blarr im Amt. Da darf der Bürger mehr erwarten. Oder rächt sich nun, dass das Schuldezernat zum Spielball des Parteienklüngels wurde und auf Betreiben der FDP nur noch von einer ehrenamtlichen Beigeordneten geleitet wird? CDU und FDP legten darüber gestern den Mantel des Schweigens. Allerorten wird die Bedeutung der Bildungspolitik betont. In Neustadt scheint sie derzeit einen geringen Stellenwert zu haben.

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